Samstag, 17. November 2007

Wie man einen Selbstverteidigungskurs auswählt...

Der Job eines Lehrers ist eigentlich sich selbst überflüssig zu machen. Die „Meister“ verschiedenster Kampfsportstile sehen das aber häufig anders: man möge sie bitte weder hinterfragen noch darauf aspirieren während ihrer Lebenszeit über sie hinauszuwachsen. Nach seinem Ableben kannst du dich dann ruhig auch Meister nennen, der alte braucht dein Geld nicht mehr.

Das Zurückhalten von Wissen betrachtet er als selbstverständlich und täuscht damit andere und nicht selten sich selbst über seine mangelnde Vermittlungskompetenz hinweg. Es reicht nämlich keineswegs selbst ein guter Kampfsportler zu sein, man sollte auch lehren können. Und das hat weniger mit schweigen als mit kommunizieren zu tun.

Eine der großen Kampfsportlegenden ist zum Beispiel das man viele Jahre brauche bis man endlich etwas zusammenbringt: Das mag unter bestimmten Lehrmethoden durchaus richtig sein, ist aber keineswegs zwingendes Prinzip, und bremst sowohl die Motivation des Lernenden, als auch dessen Fortschritt. Das Wochenende zum Superkämpfer ist natürlich ebenfalls eine (gefährliche) Legende aber die Verteidigungskapazität eines Durchschnittsmenschen lässt sich in dieser Zeit vervielfachen. Weniger dadurch das man irgendwelche hochkomplexen Bewegungen 2x8 Stunden lang (oder auch Jahre lang) übt als vielmehr dadurch das man Dinge zu Bewusstsein bringt:

Wie erkennt man, dass sich Gewalt anbahnt?

Wie kann man sie häufig durch Deeskalation oder sich absetzen vermeiden?

Wie weiß man wann die Gewalt unvermeidlich wird und es besser ist körperlich was zu unternehmen?

Wie geht man mit der Angst und dem Adrenalin um (vor, während und nach der Konfrontation)?

Wie bringt man die eigene Kraft/Technik unter Realbedingungen zur Wirkung?

Was tut man NACH einem Kampf (rechtliche und emotionale Probleme)?

;-) Wie kann ich durch Selbstverteidigungstraining persönlich wachsen statt paranoid zu werden ;-)?

Wenn sie einen Lehrer gefunden haben der ihnen diese Fragen kompetent beantworten kann DANN und nur dann, nehmen sie Selbstverteidigungsunterricht bei ihm. Wenn er das nicht kann machen sie Sport bei ihm aber bilden sie sich nicht ein, dass sie Selbstverteidigung lernen. An zuviel Selbstbewusstsein, genauer gesagt an Selbstüberschätzung die sie für Selbstbewusstsein halten, sterben oder verletzen sich mehr Leute als an zuwenig.

Wenn ihnen also jemand erzählt Selbstbewusstsein sei das wichtigste in der Selbstverteidigung dann sollten sie misstrauisch sein: Häufig sind das so genannte Frauenselbstverteidigungskurse die mehr von einer pseudofeministischen Ideologie als von Selbstverteidigungskompetenz leben und keine Männer in ihren Kursen haben (nicht mal als Trainingsubjekte) weil man die „geheimen“ Techniken nicht verbreiten wolle (unter den pösen Männern, die natürlich alle verbrecherisch konspirieren). Wie man mit 50 Kilo Trainingpartnerinnen einen 90 Kilo männlichen Angreifer mit mindestens doppelter Körperkraft simuliert konnte mir noch niemand erklären. Was eine „geheime“ Technik ist, falls sie nicht einen versteckten Extraarm haben, auch nicht.

Zur eigentlichen Kampfsituation (die der Kurs auch abdecken sollte):

Wir müssen den Gegner mit ausreichender Wucht für das ausgewählte Ziel treffen können.

Das ist der körperlich/technische Teil.

Nicht die Frage zu stellen OB, sondern WIE wir den Gegner besiegen können, und wie man zu diesem WIE kommt, ist der geistig emotionale Teil.

Wenn er nicht stehen kann, kann er nicht kämpfen

Wenn er nicht sehen kann, kann er nicht kämpfen

Wenn er nicht atmen kann, kann er nicht kämpfen

Ist der taktische Teil.



So genug für heute, ich hoffe irgendjemand hat etwas davon.